Dienstag, 20. September 2011

13 Assassins (2010)

  
DIE LEGENDE DER  "SOLIDARISCHEN 13"
EIN GNADENLOSER BETRIEBSRAT
 GEGEN EINE ÜBERMÄCHTIGE ARMEE
UNTER TARIF MORDENDER ZEITARBEITER

ANALYSE:

Den Beginn und auch das Ende der Fantasy Filmfest Nights 2011 sollte
Takashi Miike´s 13 ASSASSINS einleiten. Frei nach dem Motto: Die Augen sind größer als der Magen bzw. das Gehirn, hatten wir am Ende weniger gesehen als wir im Vorfeld geordert hatten.
Da extrem wenig Film konsumiert worden war musste sich die Schädigung auf anderem Wege eingeführt werden.
So wurde kurzerhand in Bartel´s letzter Bastion vom selbigen harte Alkoholika sowie längst verfallene, grün leuchtende Putenstücke am Spieß, welche er in Eigenarbeit auf seiner Pfanne gar gebraten hatte, serviert.

Die daraufhin unausweichliche Flitzekacke-Produktion erreichte ihre Hochphase zeitgleich mit der einleitenden Szene von Miike´s Rohkostplatte in der ein Samurai ganz ehrenhaft Harakiri begeht.
Das wird vom Regisseur zwar nicht visuell dafür aber auf brutalste Art und Weise anhand der Tonspur dargestellt.
Die Matsch und Schleimgeräusche, des von scharfer Klinge zwangsentleerten Magen-Darmtraktes, vermischten sich in nie gehörter Eindringlichkeit mit den realistisch-naturalistisch klingenden Bodyblow Sounds meines werten Kollegen und Sitznachbarn Professor Adalbert.
Vor diesen furiosen Flatulenzen musste selbst der Gynalist voller Demut und Respekt, das Haupt nach hinten verneigen um gleichzeitig, sein wohl dreizehntes Landbier zu leeren.
Verblüffend wie es dieser mal wieder schaffte, Doppel-Bock und Doppel-Moral, in nur einer einzigen Körperbewegung zu vereinen! 
AUCH IN JAPAN GAB ES SIE, DIE LEGENDÄRE "ÄRA DER GEMÜTLICHKEIT":
ERST DER BÖSE KAPITALISMUS BRACHTE SOLCH UNFEINE BEGRIFFE WIE "SCHWANZVERGLEICH" UND "PENISNEID"
MIT SICH, DAVOR GALT ES NUR DIE SEELE BAUMELN UND SEINE LANGE RUTE RAUSHÄNGEN ZU LASSEN...
Mir fielen sofort die Koi-Schuppen aus den Augen, als mir klar wurde, das ich die Ehre hatte, noch vor Beginn des eigentlichen Films, neben einem wahrlich echten, kampfkoma-bereiten Samurai der uralten Pro-Mill-Schule, sitzen zu dürfen!
Die, auf der Leinwand dargestellte Abkürzung zwischen Speiseröhre und Verdauungsorgan, allerdings, machte dem Zuschauer bereits sehr früh Lust darauf, die restliche Spieldauer, auf dem Klo anstatt im Kino, zu verbringen.
Das schmerzverzerrte Gesicht von Adalbert war in seiner Drastik und Dramatik auf jeden Fall interessanter anzusehen als Miikes fiktiver Prolog.

Angekurbelt von den bewusstseins-und analerweiternden Auswirkungen 
von Gammelfleisch und Magensäure wurden auch schnell Wortassoziationen vom Stapel gelassen, die im nüchternen Zustand schier unmöglich gewesen wären:
BEI DIESEM ANBLICK GEHT SELBST DEM FIESESTEN CHEF DIE MUFFE:
DIE "SOLIDARISCHEN 13" WICKELTEN IHRE VERHANDLUNGEN STETS MIT BLICKEN AB.
DA IHRE FORDERUNGEN (KÜRZERE ARBEITSZEITEN - LÄNGERE KIPPENPAUSEN) STETS DIE SELBEN WAREN BEDURFTE ES NIE SCHNÖDER WORTE...

13 ASSASSINS, die Zahl bereits im Titel, lässt Verbindungen zu anderen bekannten Filmen vermuten...wie zum Beispiel DREIZEHN (das Pubertäts-Drama) - allerdings nur wenn man diesen nicht kennt - oder 13 TZAMETI der weniger auf den Magen als auf die Nieren schlägt...
Am treffendsten jedoch ist hier der Vergleich mit dem DREIZEHNTEN KRIEGER...
Aber im Gegensatz zum Wikingerkulturaustausch, hat der Erlöser, zwar auch hier mit der Frau seines Chefs geschlafen, allerdings wird er, nicht wie Antonio Banderas auf einen anderen Kontinent, sondern in die Tiefen des japanischen Waldes verbannt.
Seiner vielversprechenden Zukunft im japanisch-nationalen Völkerballteam beraubt, mutiert der Verstossene, in der Einsamkeit seines Forst-Exils, zum Monkey-Boy und macht fortan in einer ganz anderen Liga Karriere.

Doch dieser Charakter wird erst ab der Mitte des Filmes eingeführt und letztendlich auch als dreizehnter Samurai eingestellt, denn das, förmlich aus dem Nichts gegründete Kleinunternehmen von Berufsmördern, leidet vorallem unter der Schande des Personalmangels.
EIN SELTENES FOTO AUS DEN ZEITEN DES MILDEREN BETRIEBSKLIMAS:
ES ZEIGT DIE ZUFRIEDENEN
13 BEIM NICHTSTUN UND DEN BERÜCHTIGTEN "MONKEYBOY" BEIM RUMHOCKEN...
Die wenigen positiven Aspekte des Films zeigen sich in seiner historischen Aufklärungsfunktion:
Wir lernen dabei, das es auch auch schon im Jahre 1844, Personal-Leasing, Zeitarbeit und befristete Verträge (die meist mit dem Tod des Arbeitnehmers endeten) gab, diese also keine Erfindung des Raubtierkapitalismus sind, sondern damals noch einen viel ehrenvolleren Stellenwert bekleideten.
Böse ist hier nur das Staatsoberhaupt, ein gewisser Fürst Naritsugu, der ganz drastisch-dekadent, wie eine Art feudaler Rockstar, die Sau raus lässt.
Er schändet seine Untertanen, lässt ganze Familien von der Klinge springen, 
und produziert seine Adrenalinkicks indem er sein Land, durch prollige, volkspenetrierende Provokation in kriegsähnliche Zustände stürzt! Eine gewisse Ähnlichkeit mit unserer heutigen Demokratie ist nicht von der Hand zu weisen, wodurch die Thematik auf den germanischen Zuschauer nicht ganz so befremdlich wirkt wie bei den meisten Vertretern der asiatischen Filmexotik.

Auch ein schlitzäugig-augenzwinkender Fingerzeig zum Thema "Frauenquote" kann sich Takashi Miike nicht verkneifen. In seinem martialistischen Männerfilm, der keinen Hehl  daraus macht, das im düsteren Zwielicht der Trainings-Dojos auch homoerotische Männerfreundschaften, geknüpft werden, gibt es keinen Platz für Frauen. 
In dieser Herrenfantasie werden Frauen auf nichts anderes als ihre Grundfunktionen "beschnitten"...
In der einzigen skandalösen Szene, zeigt die Kamera gnadenlos eine Dame in der Totalen, welche vom fiesen Lord einer Zwangsrasur in den intimen Zonen des Schambereichs (also Arme, Beine und Zunge) unterzogen wurde.
Hier wird also endlich der Ursprung eines altbekannten frauenfeindlichen Spruchs geklärt, den man(n) immer wieder gerne aus dem Mund maskuliner misogyner Proleten hört: "Rumpf ist Trumpf!"

 
"AUS DEM WEG! ICH HAB DÜNNSCHISS!" 
WER ROHKOST DINIERT MUSS MIT BLUTWURST RECHNEN...

Die einzige Vertretung des "schwachen Geschlechts" bekommt nur wenige Filmminuten eingeräumt, schafft es aber, trotz der "Halben-Hähnchen" Reduzierung, das Fass zum Überlaufen zu bringen.

Sie ist auch der ausschlaggebende Grund weshalb sich, der arbeitslose aber noble, Shimata zum Schichtführer berufen fühlt und sich mit seiner mörderischen Belegschaft aufmacht um dem bösen Fürst und seinem übermächtigen Konzern bestehend aus 300 Arbeitnehmern, den Garaus zu machen. Auf den Weg dorthin verirren sich die, zwar kriegs- nicht aber orientierungsfähigen, Jungs im Wald wo sie auf den bereits erwähnten Monkey-Boy treffen...

Dieser führt sie, nicht nur wieder auf den asphaltierten Kriegspfad sondern auch aus der langatmigen ersten Hälfte des Films hinaus und geradewegs in das, die komplette letzte Stunde andauernde, Finale hinein.

Jeder der solange "durchgehalten" hat, in Freude auf das, im Vorfeld propagierte "Totale Massaker", wurde nun vollständig enttäuscht.
Es scheint fast so als ob Miike hier seine Integrität aufgibt um diese gegen glattgebügelte, hochglänzende und blutarme Brachialästhetik der Marke Bruckheimer einzutauschen um die dadurch entstehende Plörre auch noch mit einem Gewürz namens "SAVING PRIVATE RYAN - OPENING SCENE" gehörig zu versalzen!
Die Klingen des Cutters, der dieses augenkrebserzeugende Schlachtenstakkato verantworten zu hat, waren anscheinend schärfer geschliffen als die Messer der Samurai.
Das totale Massaker findet also im Schneideraum statt nicht etwa auf der Leinwand.
Anstatt in Blut und Dreck wird hier schön sauber und publikumsfreundlich gestorben während im Hintergrund brennende, blökende CGI-Büffel eine romantische Sonnenuntergangs-Stampede aufführen.

Wenn der finale Hieb dann auch den letzten Hals von der Last seines Kopfes erlöst, kann der magenkranke Epileptiker ausatmen um in gnädiger Erlösung ein Kommentar reinster organischer Natur in seine Unterbuchsen zu "entlassen"...

NACH DER STANDPAUKE VOM KULISSENBAUER: 
TRAUMATISIERT ABER AM LEBEN...

Den einzig positiven Eindruck kann da nur Monkey-Boy hinterlassen der, als einer der letzten Überlebenden, die Bürde des Kulissenträgers ausschlägt und lieber wieder, jetzt mehr Hase als Affe, in die heimischen Gefilde seines nebelverhangenen Waldes, zurückhüpft. Das weckt ungeahnte Sentimentalitäten!

DIAGNOSE:
In der heutigen Zeit in der man Ehre nur noch, aus Bild-Artikeln über Ehrenmord, poetisch debilen Bushido Hara-kikärikie oder der Standpauke des versoffenen Obdachlosen (japanisch für "Penner") welcher einem auf dem Weg zum Kippenautomat mal wieder die letzten Goldstücke abschwafelt, kennt musste dem Zuschauer eine Lektion verpasst werden...
Eine ehrlose Lektion, eines von uns ehemals ehrfürchtig verehrten Filmemachers, die innerlich so schmerzt wie vergammeltes Sushi im Abgang.... 

 

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