Mittwoch, 29. Februar 2012

Street Trash (1986)

INZESTUÖSE SCHROTTPLATZROMANTIK und FINGERFARBEN im SPECKMANTEL

ANALYSE:
„Dich kenn ich doch!“ sagt das eine Gen zum anderen. Hormonsuppenwrestling und mangelnde Korpulationsalternativen stampfen eine mono-gene Schrottplatzkolonie aus dem Boden, in der nichts so ist, wie es scheint. Schrottplätze sind ja spätestens seit den Ludolfs endgültig zum Rummelplatz grandios abgefuckter Gestalten geworden. Irgendetwas stimmt da nicht. Es müffelt nach verwesten Hautschüppchen und verschimmeltem Zahnfleisch. Unten raus fließt eine Ficksuppe, ein fürchterlich stinkender Mikro-Ur-Ozean, der die Geschichte der Menschheit neu zu schreiben weiß. Das war so niemals gewollt. Zwei gleichpolige Magneten passen einfach nicht zusammen. Was da abgeht, rafft nicht einmal der Darwin. Wenn das ansteckend ist, dann nichts wie weg.
 
Ein tragisches aber längst vergessenes Kapitel der Filmgeschichte:
 Das viele Stummfilmstars an den Neuerungen des Tonfilms zugrunde gingen ist uns bereits ausreichend bekannt.
Das grausame Ende unzähliger Schwarz-Weiß-Legenden die vom Farbfilm überrollt wurden und deren Leben nicht selten unglamourös auf einer öffentlichen Toilette endete, wird jedoch bis zum heutigen Tag totgeschwiegen! (gez. Dranz)


Eigentlich ist das aber egal, denn Herr Wasweißich findet irgendwann eine Kiste voller ominöser Flaschen. "VIPER" heißt...der kranke Scheiß(t)...bald kübelweise regenbogenfarbene Arschgrütze aus allen Poren seines haarig-filzigen Korpus; auch die holde Weiblichkeit. Betroffene sind Landstreicher und ähnliches Gesocks, die es sowieso nicht anders verdient haben; Zumindest meint das so manch politisch inkorrekter Unhold. Eine Hobophobian Rhapsody also, in der die urbanen Probleme sich von alleine „lösen“. Da wird nicht nur die Wand angeschissen, sondern es trifft alles und jeden. Da wird gekotzt, gekackt, und gestorben gleichzeitig, in einer furios-bunten Splatter-Orgie, die sogar intellektuell zu stimulieren weiß.
 
"JETZT GIBT´S FLEISCHSOßE!"
Hier sehen wir was geschieht, wenn
trotz Warnung des vegetativen Nervensystems
weiterhin Fressalien in den speckigen Schlund gestopft werden.

Und es wird herrlich schrill und atemberaubend schön explodiert. Besonders Specki trifft die Erkenntnis seiner eigenen fluiden Aufgeblähtheit, die ihn dahinscheiden lässt, wie er gelebt hat: Es rülpst, es gluckert, es wabbelt und dann zischt und brodelt es und der phlegmatische Herr Adipositas berstet wie ein mit Hackfleisch und Nassmüll gefüllter Luftballon. Das waren noch Zeiten. Kein CGI-Müllwichs, sondern synthetischer Glibber, Kunstblut und Plastikfleisch und das alles mit ganz viel Liebe zum Detail, besonders beim ominösen toilet meltdown, der den heute ach so beliebten digital ausgekotzten Splatterszenen erhaben einen Spiegel vor die schiefe Nase hält. Und mit Schirm, Charme und Minestrone platzt auch der Fettwanst und offenbart, woraus im Grunde wir alle gemacht sind: Nicht aus Pixeln, sondern aus Fleisch und Blut.   
Auch ein Vietnam-Veteran mischt feuchtfröhlich mit. Er ist das Epitom der Verbindung von Krieg und buntem Glibber, der "VIPER"-Genießern aus Arsch und Ohren fließt. Moment mal! Bunt!...Hippies waren bunt!...Hippies waren gegen den Vietnam-Krieg! Die Counterculture hisst triumphierend ihre Flagge! Street Trash: ein Antikriegsfilm? Dubios aber legitim. Regenbogen scheißen kann ja durchaus mehrdeutig ausgelegt werden.
Die Geburt der Jennifer Aniston:
Ein wunderschönes Ereignis irgendwo am Hoden der Nation.

Ihre erste Worten waren:
"BLOAAAARGH!"
Ihre leibliche Mutter wurde nie wieder gesehen.


DIAGNOSE:
Was ein Film! Bedrohliche Synthie-Flächen, impulsives Overacting und eine gehörige Portion Liebe zum Genre. Selten wurde schöner gestorben und versiffter gelebt. Selten war ich dermaßen euphorisiert, Menschen beim Explodieren zu begaffen. Und selten wurde eine Liebesgeschichte romantischer inszeniert, als in diesem Meisterwerk. Als die Gene plötzlich nach außen wanderten, durchfuhr mich eine Gänsehaut. Was ein magischer Moment! Und rührend zugleich, wie die Geschichte des Stimpysaurus, wenn es ihm endlich gelingt, die verflixte Teergrube zu umlaufen; Man gönnt es dem kleinen Kerl einfach. Ich bin auf die Kinder gespannt. Aber was, wenn ich mich geirrt haben sollte? Was, wenn der Stammbaum doch der selben Wurzel entsprießt? Nicht von Belang. Viel wichtiger und imposanter ist die borstig-dahinasselnde Entität des Schrottplatzführers, eine kryptische Nemesis, Herr seines müffelnden Biotops und Endgegner des Films. Was sagt uns das?
Wer Street Trash nicht kennt, der muss sich schämen.

Samstag, 11. Februar 2012

Cockscalibur (2012)


Schwert des Verderbens:

Nun ist Blut bei der Penetration nichts allzu unübliches. Bei der Defloration der unschuldigen Jungfrau gehört dies zur Szenerie. Eine Art essentieller Spezial-Effekt. Wenn das Blut nicht nur aus der Möse fließt, verursacht durch den Riss eines Häutchens, sondern auch aus Halsschlagadern, garniert mit etwas Gedärm, dann stellen sich zunächst einmal drei Fragen:

Was ist hier los?
Was geht hier vor?
Wer ist das bloß?

Auf jedenfall scheint es wie ein lyberisches Festmahl. Etwas mächtiges ist hier passiert - von einem massiven Gemächt serviert. Lyberier essen nicht nur vom Boden, sondern auch von den Wänden, der Decke oder frisch vom Kadaver. Es muss aus Stein sein, aber mindestens scharf genug, um Bein für Bein vom Körper abzutrennen. Deep Throat und Schwertschluckerinnen haben erstmals echte Bedeutung. Fellatio wird endlich ein Akt der wahren Hingabe. Und sie schluckt nicht nur, sondern hat anschließend auch ein Loch im Hinterkopf. Wie General Buttnaked, zieht unser Protagonist stets nackt in den Kampf, auf welchen er sich durch das Trinken des Blutes, der bereits erwähnten Unschuldigen Jungfrauen vorbereitet- So weit so gut...


...doch was ist das? Kaum hat der grandiose Geist das Geschehen analysiert, schon ändert sich dich die Handlung und ein zweiter Rezesent kommt hinzu. Hier seine Ansicht:

Wir schreiben das Jahr 2012 und das Leben ist ein schweres - Hollywood ist auf einem absteigenden Ast. Es werden immer gleiche Ideen veröffentlicht, die sich lediglich in der Intensität von Explosionen und Nacktszenen unterscheiden. Doch selbst in solch harten Zeiten gibt es vereinzelt Regisseure, welche großen Mut aufbringen und sich gegen den Untergang der Filmindustrie auflehnen. Seigen Mendly’s ist einer dieser Sorte. Sein COCKSCALIBUR versetzt den Zuschauer in eine epische Fantasy-Welt, die ohne Effektspektakel auskommt, dafür mit literweisem Blut und geschicktem Plot Twist überrascht - somit also Hoffnung für die zukünftige Filmindustrie gibt.

Der blutige Pfad:

Der namenlose Held kommt auf einer weiten Wiese zu sich. Um ihn herum stehen ein paar Steine, unter ihm liegt ein großer. Er bemerkt, dass sein Glied in diesem Stein fest steckt. Nur durch einen extremen Kraftakt gelingt die Befreiung, allerdings zu einem hohen Preis. Sein Penis ist nun ein Schwert – Cockscalibur!

Der Verfluchte wandert über weite Ebenen und trifft immer wieder auf mysteriöse Gestalten, welche ihm Auskunft über seinen Fluch geben können. Anscheinend hat Merlynh ihn verzaubert, weil er seiner Tochter die Unschuld genommen hatte. Um den Bann zu brechen und weiter auf Jungfern-fahrt gehen zu können, muss der Held die fünf Hexen der Zeit umbringen - mit einem Schwert getränkt im Blute etlicher Jungfrauen. So bringt er Tod und Verderben in das Land - Jungfrauen werden bestiegen, getötet, ihre Familien wollen Rache, werden selber getötet, … und bestiegen, Hexen werden getötet, danach bestiegen – alles ist rot und es geht unglaublich ab.

Nachdem der Held dann endlich bei Merlynh ankommt, erfährt er über die wahre Herkunft des Fluches, sowie über die Möglichkeit ihn zu zerstören: durch die 5 Hexen der Zeit, welche er leider schon getötet hatte. Aus Wut über seine Dummheit wird er zum Berserker und zieht los um die ganze Welt zu vernichten.

Die Story mag plump klingen und lässt vorerst nur auf einen etwas blutigen Porno hoffen, doch weit gefehlt: was Mendly hier abliefert ist Philosophie in Reinform:
Wo hört Sexualität auf – wo fängt Gewalt an?
Was passiert mit einem Menschen, dessen Liebe tödlich ist?
Wem kann man Glauben schenken, wenn scheinbar alle gegen einen sind?
Diese Fragen werden bis in die Tiefe geklärt und der wahre menschliche Abys wird uns vor Augen gehalten. Eine Erfahrung von der Man(n) sich nicht so schnell erholen wird.

Das zweiseitige Schwert der Analyse:

Zur technischen Seite des Films: die Schauspielerische Leistung ist grandios. Die Charakterwandlung, die der gepeinigte Held durchlebt wirkt so intensiv, das man nur schwer die Tränen zurückhalten kann. Das Ende dürfte selbst den Härtesten noch knicken/brechen. Die Antagonistinnen wurden direkt aus der Pornoindustrie rekrutiert, bringen aber eine Performance die man so nur von den teuren Scheiben kennt. Seigen Mendley hat anscheinend ein geschicktes (linkes) Händchen…

Die Kulisse ist liebevoll aufgebaut und drängt mit schön bepinseltem Pappmaschee noch den teuersten Hollywood-Computer-Schund in die letzte Ecke. Wie sonst nur selten, wird der Zuschauer in eine Welt mitgenommen, in der die Gewalt noch durch Muskelkraft hervorgerufen wird und Geschlechtsakte eher Vergewaltigungen gleichen.


Diagnose:

Cockscalibur ist episch, brutal, dramatisch und barely legal. Ein echter Brutalo-Streifen der niemals in die Kinos kommen wird und auch sonst nicht über die Ladentheke gehen dürfte. Doch nachdem wir in den Genuss dieses Krachers gekommen sind, müssen wir sagen: schade eigentlich. In dieser blutigen Geschichte stecken dennoch viele tiefsinnige Anspielungen und eine meisterhafte Handwerkskunst des Regisseurs. Wir empfehlen dringend diesen Streifen – wo auch immer – zu kaufen, sobald er auf Scheibe gepresst ist.