Donnerstag, 29. September 2011

Grave Encounters (2011)

 MOCK YOUR DOCUMENTARY TO MAKE YOUR FILM SCARY!


ANALYSE:
Das Fantasy Filmfest bietet jedes Jahr deutlich mehr Filme, als man sehen kann. Manches muss man nicht gesehen haben, anderes bereut man ein Leben lang, nicht gesehen zu haben. (Wiederum andere Filme gehen komplett an einem vorbei.) GRAVE ENCOUNTERS, das Regiedebut der Vicious Brothers, befand sich nach Bekanntgabe der diesjährigen Teilnehmer schon in der persönlichen engeren Auswahl, kam aber aufgrund ungünstiger Laufzeit nicht auf die 'to-watch-list'. Im Kino hätte der Film allerdings vielleicht noch ein Stück besser funktioniert als zu Hause.

GIBT ES AUF DEM FANTASY FILMFEST EIGENTLICH AUCH FRAUEN?
Die Begegnung mit der Gattung des weiblichen Geschlechts während des Festivals ist nur vergleichbar mit sehr seltenen Naturphänomenen. Ohne einen verwendbaren Bildbeweis jedoch wird die eigene Glaubwürdigkeit schnell angezweifelt. Furchtlos wie wir sind gelang es uns dieser scheuen Spezies in einer der sanitären Räumlichkeiten aufzulauern:
Das Geschöpf benutzte doch tatsächlich ein Wandurinal!

Der Film beginnt mit dem kurzen Kommentar eines Produzenten, dessen Studio uns einen Blick auf die unglaublichen Aufnahmen ermöglicht, die die Filmcrew einer 'ghost-hunting reality show' in einem verlassenen Irrenhaus geschossen hat. Natürlich muss uns der Produzent darauf aufmerksam machen, dass es sich hier NICHT um einen Film handelt, sondern unveränderte, nur etwas zusammengeschnittene Live-Mitschnitte verschiedener Kameras.
Das Team besteht aus dem Moderator, einem Techniker, dem Kameramann, einer Expertin für  übernatürlichen Emo-Look und einem psychischen Medium. In der Aufwärmphase interviewt der Moderator Lance diverse Charaktere, wie z.B. den Hausmeister, der ihnen besondere Stellen des 'Collingwood Psychiatric Hospital' zeigt, wo sich paranormale Phänomene ereignet haben sollen. Diese sogenannten 'Hotspots' kennzeichnen die Grave Encounters mit einem dicken roten X, damit sie später noch wissen, wo sie ihre Kameras verstecken müssen. Auch der Gärtner des Hauses hat etwas zu erzählen, nachdem ihm vor laufender Kamera 20$ zugesteckt werden, da der erste Versuch nicht auf Anhieb klappte. Spätestens in dieser Szene erkennt man, dass selbst die Grave Encounters ihren Beruf (noch) nicht ganz ernst nehmen. Es wird immer wieder herumgeblödelt und gelacht. Allerdings werden uns ja auch unverfälschte Blicke hinter die Kulissen gewährt, wie der Produzent schon am Anfang verraten hat.

Das 'Asylum' besteht aus mehreren Gebäudekomplexen und beherbergte zu Hochzeiten mehrere Tausend Bekloppte. Leitender Arzt war ein Neurologe, der auch gerne experimentelle Operationen durchgeführt hat und natürlich auch ein großer Freund der früher allseits beliebten Lobotomie war.

AUCH FILMGESTÖRTE SIND NUR MENSCHEN
Nur durch modernste Technik ist es uns diese seltene Aufnahme gelungen:
Nach einer 23 Stunden Schicht in der Redaktion entweicht selbst einem journalistischen Halbgott
wie Prof. Adalbert ein geradezu menschliches Gähnen...

Mit diesem Wissen macht sich das Team daran, die Technik aufzubauen. Die in Geisterjägerfilmen typischen EMF (electro-magnetic-field) Messgeräte, Infrarot-Thermometer und leider auch der strahlensensible Geigerzähler dürfen natürlich nicht fehlen. Nach der Befestigung von Standkameras an den gekennzeichneten Punkten und der Bewaffnung mit Handkameras (alles natürlich inklusive grünlich schimmerndem Paris-Hilton-Porno-Nachsichtmodus) lässt sich das Team für geplante 8h vom Hausmeister einsperren und macht sich daran Kontakt mit den Geistern aufzunehmen, was erst einmal ziemlich lächerlich wirkt. Als man fast schon genervt vom ständig ausgerufenem 'Is there someone here with us?' ist, knallt es auch endlich einmal, die ersten Geister machen sich sachte bemerkbar. Nun dämmert es den Mitgliedern der Filmcrew, dass sie nicht von ihren Kollegen verarscht werden, sondern das vielleicht wirklich etwas Übernatürliches vor sich gehen könnte.

ALLE JAHRE WIEDER:
DER FANTASYFILMFEST GLOTZMARATHON

Oft werden wir gefragt wieviele Filme wir uns auf dem FFF an einem Stück anschauen.
Derzeitiger Rekordhalter ist wohl der Gynalist. Die Aufnahme zeigt ihn beim legendären "Dauerkartentrauma 2004" wo man ihn, nach circa 37 Filmen, in der letzten Ecke des Kinos vorfand, von oben bis unten ganz mit Salsa Sauce bekleckert.
Die Veranstalter konnten ihn nur mithilfe grober Anwendung von Flutlichtern dazu bewegen sich endlich auf den Nachhauseweg zu machen...

Als sich die paranormalen Vorgänge häufen, bekommt die Crew richtig Schiss und es wird hektisch, Ausrufe wie 'Fuck!', 'What the fuck?' und 'That's fucked!' häufen sich auf ein fast schon störend-linguistisches Niveau.

Gefangen in einem riesigen Irrenhaus, in dem alles gleich aussieht, plötzlich alle Ausgänge nur in weitere Gänge führen und die Nacht auch am darauffolgenden Tag noch durch ständige Dunkelheit präsent ist, durchleben die Protagonisten bald den Horror ihres Lebens.
WIE ARBEITET EIGENTLICH EIN FILMGESTÖRTER?
Nur dank einer mikroskopisch kleinen USB-Kamera die wir in Bartel´s Computertastatur eingebaut haben,
können wir dokumentieren wie leidenschaftlich der Mann ist wenn es mal wieder darum geht,
 eine Review zu tippen.... 
Ob der Horror auch für den Zuschauer so schrecklich ist, entscheidet sicherlich, wie ernst man den Film nimmt. Zahlreiche Klischees werden angerissen, bei vielen Szenen langt man sich an den Kopf, bei anderen beißt man eher auf die Lippe. Leider kommt einem der Geisterbefall schnell wie eine Aneinanderreihung von an den Haaren herbeigezogenen, zusammenhangslosen Schockern vor.

Nichtsdestotrotz kann man sich Zeitweilens in der hektischen, wackligen Kameraführung verlieren, die typischen 'Dokumentationsstilmittel', die schon seit 'Blair Witch Project' immer wieder gut funktionieren, lassen einen auch hier wieder am Geschehen teilhaben. Der Film spielt mit den Urängsten des Menschen, der Angst vor dem Nicht-sichtbarem. Bei vielen Gesichtsaufnahmen ertappt man sich dabei, nicht auf den Schauspieler zu achten, sondern auf den dunklen Gang hinter ihm. Obwohl man ständig damit rechnet, dass ein verrückt-lachendes Mädchen in weißem, verdrecktem Patientenhemd, im Hintergrund von einem Zimmer ins andere flitzt, oder plötzlich irgendwo eine Hand auftaucht und den Nächststehenden packt, erschrickt man nicht selten, bei den doch stellenweise gut eingesetzten Schock-Effekten.

Die Hauptdarsteller, die allesamt schon den ein oder anderen kleinen Auftritt in diversen Produktionen hatten, ragen nicht gerade heraus, wobei die Situation alles in allem doch relativ glaubwürdig herübergebracht wird. (Bei wackliger Führung in die Kamera flennen lässt sich nicht unbedingt nach schauspielerischer Leistung beurteilen.)

Hätte Herr Vorzüglich gewusst, dass das Willkommensgeschenk für ein neues Mitglied ein Schaumbad mit Bartel ist,
wäre er doch bei der BILD-Redaktion geblieben...


DIAGNOSE:
GRAVE ENCOUNTERS funktionierte leider nur bedingt. Potential war auf jeden Fall da, allerdings verliert sich der Film leider in der 'Aufzählung' von Schock-Momenten, die immer nur von Umzügen in andere Zimmer und Lauschen nach entfernten Geräuschen durchzogen sind.

Freunde von einfachen Geisterfilmen können sich getrost an den Film heranwagen, kritische Filmliebhaber, die leicht von schon 1001 x gesehenen Szenen genervt sind, sollten eher die Finger davon lassen.






Following (1998)


FOLLOWING (oder "Volker der Spanner")

Wir, die Therapeuten der Multiplen Filmstörung, sind ja bekanntlich große Anhänger des Hollywood Kinos. Gebet uns AVATAR, INTERSTATE 60 oder TWILIGHT - wir danken es euch ein Leben lang. Hauptsache leicht verständliche Storyline, eine Menge an Hollywood Schönlingen und viele krachende Explosionen. Ja, dafür wurden Filme gemacht, ja, dafür schreiben wir.
Genießt man aber zu viele dieser immer gleichen Schmankerl, so fällt dem Zelluloid-Zeugen schon bald kein Unterschied zwischen all diesen 08/15-Perlen mehr auf und er muss seinen Geist rejustieren. Dazu eignet sich Christopher Nolan's Following. Schwarz-weiß, kontrovers und unberechenbar.


EINRICHTUNG:
Ein Schriftsteller, Volker, berichtet einem Fremden seine Taten: im Rahmen der Recherchen für ein neues Werk, hat er sich ein sinnvolles Hobby zugelegt und verbringt nun den Lebtag als Voyeur. Er verfolgt und beschattet wahllos irgendwelche Menschen und entwickelt stets neue Regeln, um incognito zu bleiben, und seine edle Neigung möglichst lange ausüben zu können. Doch die wichtigste Regel, keinen Menschen wiederholt zu beobachten, bricht er als erstes. Daraufhin wird der Einbrecher Cobb im Folgenden zu Herrn Schreiberlings Mentor, gleichzeitig aber auch Ankerpunkt der zelluloiden Hemisphäre. Als auch noch eine Frau ins Spiel kommt, wird allmählich nicht nur die diffuse Handlung klar. Auch nimmt die Geschichte eine ungeahnte Wendung, die Cobb seines vorbildlichen Status entledigt und ihn zum fiesen Mastermind macht, der mehr kann als nur Unterhosen schmuggeln.

 Dummerweise folgen die männlichen Subjekte der Neuzeit nicht mehr ihren Trieben
 sondern meist den weitaus gefährlicheren Drang, ...den Gefühlen!
In den meisten Fällen endet die Verfolgungsjagd  einer "unbekannten Schönen"
 in einer dunkelgrauen, depressiven Tristesse: Eine Alltagshölle, auch "die Ehe" genannt.


WIRKUNG:
Der Streifen wirkt wie das polizeiliche Verhör eines Spanners, welcher aufgrund seines berechenbaren Charakters zur Marionette eines Psychopathen wird: als Cobb -dem Dieb- auffällt, dass Volker, welcher auf der Suche nach Inspiration auch maskumanen Ärschen hinterherschaut, zu jedem Scheiß bereit ist, spielt er ein Spiel mit ihm. Durch geschickte Anweisungen und den Einsatz eines anziehenden Mitspielers, macht er den Jäger zum Gejagten.

Mit chronologisch durcheinander vorgespielten Szenen, gelingt Nolan ein Glanzstück: Volker der Voyeur wird zum Opfer von Big Brother - hier Cobb. Dieser fungiert als Stratege, welcher scheinbar zufällig seinen Allerwertesten zur Schau stellt, nur um den augenscheinlich Überlegenen, letztendlich derb' zu penetrieren. 

[SPOILER] Sicherlich wird schon in der Café Szene gezeigt, dass der Verfolgte den Spanner nicht leiden kann.[SPOILER ENDE] Dennoch erschafft der fähige Regisseur eine Beziehung zwischen beiden Protagonisten, welche dem naiven Zuschauer wie eine Vater-Sohn-Connection vorkommen mag. Doch der Vorsteher missbraucht den Nachkömmling zu seiner Unterhaltung. Hier wird der Spanner zum Gespann.
Um es deutlicher zu erklären, scheint folgender Vergleich sinnvoll: Spanner A sieht aus dem Gebüsch hinüber zum Hochhaus, in dem ein Pärchen beim Geschlechtsfrevel zu sehen ist. Erst als er Geräusche der Entzückung unweit von ihm bemerkt, wird ihm klar, dass Spanner B ihn wiederum während seiner Pärchen-Sichtung als Objekt der Begierde wahrnimmt. Er findet es ziemlich geil Spanner A spannen zu lassen und zu bespannen. So in etwa kann man sich die Gedankenwelt von Cobb vorstellen, also dem Spanner B. Reinstes Spannungskino der alten Schule also!
In "der Ehe" gibt es verschiedene Arten des "Folgens", hier sehen wir eine der Beliebtesten: das "Befolgen".
Nach Jahren der emotionalen Kälte sind sich Mann und Frau fremd geworden. Gemeinsame Einkäufe erledigen Sie nur noch mit einem gesetzlichen Mindestabstand von 7 Metern, wobei das Männchen sich glücklich schätzen kann - es hat das Weibchen auserkoren, die schwere Last des Einkaufbündels in die heimatliche Tristesse zurückzutragen...

Christopher Nolan zeigt dem Zuschauer deutlich, wohin Voyeurismus führen kann. Sicherlich stecken hinter einem solchen Hobby nachvollziehbare sozio-psychologische Motive, die vielleicht sogar von geistiger Fortgeschrittenheit zeugen könnten. Volker braucht Input um seine Charaktere zum Leben zu erwecken und analysiert den Alltag zufälliger Pasanten. Der Einbrecher Cobb hingegen dringt in Wohnungen ein, um verschiedenen Menschen zu zeigen, was sie eigentlich für einen (persönlichen und nicht weltlichen) Reichtum besitzen, indem er es ihnen nimmt.
Beides sind edle Motive mit großem Potential zur Human-Analyse, ja vielleicht sogar zur gesellschaftlichen Besserung. Wer wäre nicht heilfroh, von einem Fremden, dessen ersten oberflächlichen Eindruck über die eigene Person zu erhalten? Vielleicht könnte man sogar das Glück haben, dass jemand in das Haus eindringt, die Musiksammlung stielt und Erinnerungsfotos klaut. Ich denke das sind Visionen, von denen Kulturwissenschaftler sich die ein oder andere inspirierende Scheibe abschneiden könnten.
"Voll das Volk hier...!" 
Das war mal wieder ein voller Verfolg!
Durch die vollkommene Volksdichte endet die Heimfolgung seines weiblichen Gefolges im völligen Missverfolg!
Folgerichtig setzt sich nun bei Volker ein Gefühl der Erfolglosigkeit ein und die bittere Erkenntnis nie wieder selbstständig nach Hause zu finden...
  

Ein negativer Aspekt im Film, ist allerdings die knappe Vorstellung der Personen. Volker wird nicht beim Namen genannt. Cobb's Lieblingsspeise wird nicht verraten und die zentrale Dame wäre durch einen beliebigen anderen Feman ersetzbar. Vielleicht dachte Nolan sich bei der vagen Beschreibung, dass man sich weniger mit den Charakteren identifizieren kann und das böse Spiel beider Kerle als ein Falsches ansieht. Doch wie bereits beschrieben, will der Regisseur ja vermutlich eine Weg-Alternative in die moderne Gesellschaft und ein besseres Miteinander aufzeigen. Hier hätte ich es für sinnvoller gehalten, dem Zuschauer mehr Identifikationsmerkmale zu bieten - deshalb eine Note abzug.



DIAGNOSE:
Christopher Nolans Schmankerl bietet dem experimentiertfreudigen Filmfreund eine gekonnte Abwechslung zum nervigen Popcorn-Kino der Neuzeit. Sogar Unerfahrene können hier getrost reinschauen, denn die Laufzeit ist mit etwa 70 Minuten aussergewöhnlich kurz und die schwarz-weiße Farbgebung, bietet den effekt-vergewaltigten Augen etwas Entspannung.
Die Geschichte um den jungen Schriftsteller, der gerne Menschen beobachtet, ist ungewöhnlich, spannend und philosophisch und weiß mit einer geschickten Wendung zu überraschen. Wer bereit ist, in die Welt des Beobachtens einzusteigen, ist hiermit herzlich eingeladen auf Seiten wie "Folgbook" den Verfolger völlig Fremder zu geben. Gefolgt mir!


Dienstag, 20. September 2011

Verschreibungspflichtiges Zelluloid (04) - SEPTEMBER

Letzten Sonntag die Filmbörse in Nürnberg besucht, aber leider war der hart-erschuftete Niedriglohn nicht rechtzeitig genug auf meinem Konto, um der konsumgetriebenen Vernichtung zum Opfer zu fallen. Wirklich schade denn es gab wieder einmal feinste zelluloide Raritäten zu bestaunen...einige wanderten dann aber doch in unseren Besitz.

SUPER (2011)
Den Anfang macht die Superhelden-Satire SUPER von der alle meinen sie wäre super...ich hoffe auch das die Schose super ist, denn sonst hätte ich an dieser Stelle nichts was ich empfehlen könnte und wäre außerdem ziemlich blöde mir das Teil bereits gekauft zu haben.
Die ersten 5 Minuten waren jedenfalls fabelhaft bis dann allerdings der Vorspann anläuft.
Dieser ist mit einem solch nervtötenden High-School-New-Pop-Rock Gedöns untermalt das es wahrlich schwer zu ertragen ist. Selbst unter der Kennzeichnung "satirisch überspitzt" ist diese Art der Musik kaum existenzberechtigt. Für mich jedenfalls war dieser Ätz-Sound Grund genug den Stecker meines Players zu ziehen, um meine Ohren sowie meinen Verstand gerade noch rechtzeitig vor der bevorstehenden Vernichtung zu retten.
Der Film handelt jedenfalls von nem Kerl der, nachdem ihn sein Girlfriend wegen eines Drogendealers verlassen hat, sich seines Superheldenschicksals bewusst wird (das in Wirklichkeit der Amoklauf eines ausgewaschenen Soziopathen ist, inklusive des schädelzertrümmenden Einsatz einer schnieken Rohrzange!)
Sobald ich den Vorspann überstanden habe werde ich den Fim wahrscheinlich auch SUPER finden, versprochen!


AMER (2010)
Amer, hallo!
Das wohl audiovisuellste Ding von einem Film überhaupt! Netzhautbetörer par excellance!
Ein Neo-Giallo in Bild und Ton. Filmt mehr als er Film zu sein vermag. Ganz grandioses Gemäldekino. Warum muß ich im echten Leben einer langweiligen Hauptbeschäftigung nachgehen wenn ich doch am liebsten ein Leben lang über dieses Teil hier schwärmen würde. Am besten jedoch jeder macht sich sein eigenes "Bild"...von dieser an "Bildern" nicht gerade armen Lustfotografie!






13 Assassins (2010)

  
DIE LEGENDE DER  "SOLIDARISCHEN 13"
EIN GNADENLOSER BETRIEBSRAT
 GEGEN EINE ÜBERMÄCHTIGE ARMEE
UNTER TARIF MORDENDER ZEITARBEITER

ANALYSE:

Den Beginn und auch das Ende der Fantasy Filmfest Nights 2011 sollte
Takashi Miike´s 13 ASSASSINS einleiten. Frei nach dem Motto: Die Augen sind größer als der Magen bzw. das Gehirn, hatten wir am Ende weniger gesehen als wir im Vorfeld geordert hatten.
Da extrem wenig Film konsumiert worden war musste sich die Schädigung auf anderem Wege eingeführt werden.
So wurde kurzerhand in Bartel´s letzter Bastion vom selbigen harte Alkoholika sowie längst verfallene, grün leuchtende Putenstücke am Spieß, welche er in Eigenarbeit auf seiner Pfanne gar gebraten hatte, serviert.

Die daraufhin unausweichliche Flitzekacke-Produktion erreichte ihre Hochphase zeitgleich mit der einleitenden Szene von Miike´s Rohkostplatte in der ein Samurai ganz ehrenhaft Harakiri begeht.
Das wird vom Regisseur zwar nicht visuell dafür aber auf brutalste Art und Weise anhand der Tonspur dargestellt.
Die Matsch und Schleimgeräusche, des von scharfer Klinge zwangsentleerten Magen-Darmtraktes, vermischten sich in nie gehörter Eindringlichkeit mit den realistisch-naturalistisch klingenden Bodyblow Sounds meines werten Kollegen und Sitznachbarn Professor Adalbert.
Vor diesen furiosen Flatulenzen musste selbst der Gynalist voller Demut und Respekt, das Haupt nach hinten verneigen um gleichzeitig, sein wohl dreizehntes Landbier zu leeren.
Verblüffend wie es dieser mal wieder schaffte, Doppel-Bock und Doppel-Moral, in nur einer einzigen Körperbewegung zu vereinen! 
AUCH IN JAPAN GAB ES SIE, DIE LEGENDÄRE "ÄRA DER GEMÜTLICHKEIT":
ERST DER BÖSE KAPITALISMUS BRACHTE SOLCH UNFEINE BEGRIFFE WIE "SCHWANZVERGLEICH" UND "PENISNEID"
MIT SICH, DAVOR GALT ES NUR DIE SEELE BAUMELN UND SEINE LANGE RUTE RAUSHÄNGEN ZU LASSEN...
Mir fielen sofort die Koi-Schuppen aus den Augen, als mir klar wurde, das ich die Ehre hatte, noch vor Beginn des eigentlichen Films, neben einem wahrlich echten, kampfkoma-bereiten Samurai der uralten Pro-Mill-Schule, sitzen zu dürfen!
Die, auf der Leinwand dargestellte Abkürzung zwischen Speiseröhre und Verdauungsorgan, allerdings, machte dem Zuschauer bereits sehr früh Lust darauf, die restliche Spieldauer, auf dem Klo anstatt im Kino, zu verbringen.
Das schmerzverzerrte Gesicht von Adalbert war in seiner Drastik und Dramatik auf jeden Fall interessanter anzusehen als Miikes fiktiver Prolog.

Angekurbelt von den bewusstseins-und analerweiternden Auswirkungen 
von Gammelfleisch und Magensäure wurden auch schnell Wortassoziationen vom Stapel gelassen, die im nüchternen Zustand schier unmöglich gewesen wären:
BEI DIESEM ANBLICK GEHT SELBST DEM FIESESTEN CHEF DIE MUFFE:
DIE "SOLIDARISCHEN 13" WICKELTEN IHRE VERHANDLUNGEN STETS MIT BLICKEN AB.
DA IHRE FORDERUNGEN (KÜRZERE ARBEITSZEITEN - LÄNGERE KIPPENPAUSEN) STETS DIE SELBEN WAREN BEDURFTE ES NIE SCHNÖDER WORTE...

13 ASSASSINS, die Zahl bereits im Titel, lässt Verbindungen zu anderen bekannten Filmen vermuten...wie zum Beispiel DREIZEHN (das Pubertäts-Drama) - allerdings nur wenn man diesen nicht kennt - oder 13 TZAMETI der weniger auf den Magen als auf die Nieren schlägt...
Am treffendsten jedoch ist hier der Vergleich mit dem DREIZEHNTEN KRIEGER...
Aber im Gegensatz zum Wikingerkulturaustausch, hat der Erlöser, zwar auch hier mit der Frau seines Chefs geschlafen, allerdings wird er, nicht wie Antonio Banderas auf einen anderen Kontinent, sondern in die Tiefen des japanischen Waldes verbannt.
Seiner vielversprechenden Zukunft im japanisch-nationalen Völkerballteam beraubt, mutiert der Verstossene, in der Einsamkeit seines Forst-Exils, zum Monkey-Boy und macht fortan in einer ganz anderen Liga Karriere.

Doch dieser Charakter wird erst ab der Mitte des Filmes eingeführt und letztendlich auch als dreizehnter Samurai eingestellt, denn das, förmlich aus dem Nichts gegründete Kleinunternehmen von Berufsmördern, leidet vorallem unter der Schande des Personalmangels.
EIN SELTENES FOTO AUS DEN ZEITEN DES MILDEREN BETRIEBSKLIMAS:
ES ZEIGT DIE ZUFRIEDENEN
13 BEIM NICHTSTUN UND DEN BERÜCHTIGTEN "MONKEYBOY" BEIM RUMHOCKEN...
Die wenigen positiven Aspekte des Films zeigen sich in seiner historischen Aufklärungsfunktion:
Wir lernen dabei, das es auch auch schon im Jahre 1844, Personal-Leasing, Zeitarbeit und befristete Verträge (die meist mit dem Tod des Arbeitnehmers endeten) gab, diese also keine Erfindung des Raubtierkapitalismus sind, sondern damals noch einen viel ehrenvolleren Stellenwert bekleideten.
Böse ist hier nur das Staatsoberhaupt, ein gewisser Fürst Naritsugu, der ganz drastisch-dekadent, wie eine Art feudaler Rockstar, die Sau raus lässt.
Er schändet seine Untertanen, lässt ganze Familien von der Klinge springen, 
und produziert seine Adrenalinkicks indem er sein Land, durch prollige, volkspenetrierende Provokation in kriegsähnliche Zustände stürzt! Eine gewisse Ähnlichkeit mit unserer heutigen Demokratie ist nicht von der Hand zu weisen, wodurch die Thematik auf den germanischen Zuschauer nicht ganz so befremdlich wirkt wie bei den meisten Vertretern der asiatischen Filmexotik.

Auch ein schlitzäugig-augenzwinkender Fingerzeig zum Thema "Frauenquote" kann sich Takashi Miike nicht verkneifen. In seinem martialistischen Männerfilm, der keinen Hehl  daraus macht, das im düsteren Zwielicht der Trainings-Dojos auch homoerotische Männerfreundschaften, geknüpft werden, gibt es keinen Platz für Frauen. 
In dieser Herrenfantasie werden Frauen auf nichts anderes als ihre Grundfunktionen "beschnitten"...
In der einzigen skandalösen Szene, zeigt die Kamera gnadenlos eine Dame in der Totalen, welche vom fiesen Lord einer Zwangsrasur in den intimen Zonen des Schambereichs (also Arme, Beine und Zunge) unterzogen wurde.
Hier wird also endlich der Ursprung eines altbekannten frauenfeindlichen Spruchs geklärt, den man(n) immer wieder gerne aus dem Mund maskuliner misogyner Proleten hört: "Rumpf ist Trumpf!"

 
"AUS DEM WEG! ICH HAB DÜNNSCHISS!" 
WER ROHKOST DINIERT MUSS MIT BLUTWURST RECHNEN...

Die einzige Vertretung des "schwachen Geschlechts" bekommt nur wenige Filmminuten eingeräumt, schafft es aber, trotz der "Halben-Hähnchen" Reduzierung, das Fass zum Überlaufen zu bringen.

Sie ist auch der ausschlaggebende Grund weshalb sich, der arbeitslose aber noble, Shimata zum Schichtführer berufen fühlt und sich mit seiner mörderischen Belegschaft aufmacht um dem bösen Fürst und seinem übermächtigen Konzern bestehend aus 300 Arbeitnehmern, den Garaus zu machen. Auf den Weg dorthin verirren sich die, zwar kriegs- nicht aber orientierungsfähigen, Jungs im Wald wo sie auf den bereits erwähnten Monkey-Boy treffen...

Dieser führt sie, nicht nur wieder auf den asphaltierten Kriegspfad sondern auch aus der langatmigen ersten Hälfte des Films hinaus und geradewegs in das, die komplette letzte Stunde andauernde, Finale hinein.

Jeder der solange "durchgehalten" hat, in Freude auf das, im Vorfeld propagierte "Totale Massaker", wurde nun vollständig enttäuscht.
Es scheint fast so als ob Miike hier seine Integrität aufgibt um diese gegen glattgebügelte, hochglänzende und blutarme Brachialästhetik der Marke Bruckheimer einzutauschen um die dadurch entstehende Plörre auch noch mit einem Gewürz namens "SAVING PRIVATE RYAN - OPENING SCENE" gehörig zu versalzen!
Die Klingen des Cutters, der dieses augenkrebserzeugende Schlachtenstakkato verantworten zu hat, waren anscheinend schärfer geschliffen als die Messer der Samurai.
Das totale Massaker findet also im Schneideraum statt nicht etwa auf der Leinwand.
Anstatt in Blut und Dreck wird hier schön sauber und publikumsfreundlich gestorben während im Hintergrund brennende, blökende CGI-Büffel eine romantische Sonnenuntergangs-Stampede aufführen.

Wenn der finale Hieb dann auch den letzten Hals von der Last seines Kopfes erlöst, kann der magenkranke Epileptiker ausatmen um in gnädiger Erlösung ein Kommentar reinster organischer Natur in seine Unterbuchsen zu "entlassen"...

NACH DER STANDPAUKE VOM KULISSENBAUER: 
TRAUMATISIERT ABER AM LEBEN...

Den einzig positiven Eindruck kann da nur Monkey-Boy hinterlassen der, als einer der letzten Überlebenden, die Bürde des Kulissenträgers ausschlägt und lieber wieder, jetzt mehr Hase als Affe, in die heimischen Gefilde seines nebelverhangenen Waldes, zurückhüpft. Das weckt ungeahnte Sentimentalitäten!

DIAGNOSE:
In der heutigen Zeit in der man Ehre nur noch, aus Bild-Artikeln über Ehrenmord, poetisch debilen Bushido Hara-kikärikie oder der Standpauke des versoffenen Obdachlosen (japanisch für "Penner") welcher einem auf dem Weg zum Kippenautomat mal wieder die letzten Goldstücke abschwafelt, kennt musste dem Zuschauer eine Lektion verpasst werden...
Eine ehrlose Lektion, eines von uns ehemals ehrfürchtig verehrten Filmemachers, die innerlich so schmerzt wie vergammeltes Sushi im Abgang.... 

 

Donnerstag, 8. September 2011

Essential Killing (2010)



Essential Killing (oder "Silence of the Gallo")


ANALYSE:
Vincent Gallo, geboren in Amerika, spielt Mohammed, lebend in Afghanistan. Der Wunsch einen Kaukasen den islamischen Propheten spielen zu lassen, gibt ausreichend Aufschluss über die Qualität und Integrität des Filmes. Noch hinzu kommt, dass Vincent Gallo, der Egoman, dem Film seine eigene Note aufdrücken musste, wodurch das Eigentum an dem Film gänzlich von Regisseur an Schauspieler übergeht.
TÖDLICHER-TANNENBAUM-TERRORISMUS:
Bei Vincent Gallo wird selbst die Vorweihnachtszeit zum Spießrutenlauf...
Vorab möchte ich noch erwähnen, dass ich mein Wissen über Afghanistan und den aktuellen Terrorismus ausschließlich aus der renommierten BILD Zeitung beziehe. Damit soll klar gestellt sein, dass ich über die selbe Wissensbasis verfüge, wie der Regisseur, Gallo und die Jury des Venice Film Festivals, bzw. Quentin Tarrantino. Da der Film, wider Erwartung, nicht politisch brisant ist, soll es zumindest diese Vincent-Gallo-Kritik werden.


Gallover´s Reisen:
Mohammed lebt, wie in Afghanistan üblich, in einer Höhle. Als unbekannte Fremde vor seiner Haustür Drogen konsumieren, will er sie vertreiben. Wie in islamischen Ländern üblich, reicht der Intellekt der Höhlenmenschen nicht zum Gespräch mit den G.I.'s (grauenvoll-intelligente). Anstatt der höflichen Bitte das Grundstück zu verlassen, verscheucht er sie mit einem Schuss aus der Panzerfaust. Leider sind diese Leute Soldaten und Mohammed muss folglich in ein CIA Gefängnis, um dort über kulturelle Eigenheiten verhört und anschließend gefoltert zu werden. Auf dem Weg zum Gefängnis hat die Autokolonne einen Unfall, weil ein Wildschwein auf der Strasse herumsteht. Mohammeds Taxi fällt um und er kann sich befreien. Der Afghani läuft von seinen Peinigern davon und, immer nach dem inneren Kompass, in Richtung Heimat. So weit soll er allerdings nicht kommen...


Abfuck, Draufsicht und minutengenauer Spoiler:
Der Film bedient sich nicht nur der gängigen Klischees bzw. der modernen Islam-Wissenschaft, sondern überrascht mit gänzlich neuen Erkenntnissen aus Biologie und Wahrscheinlichkeitslehre.

Der Wissensreichtum der Verantwortlichen beginnt sich schon in der ersten Szene zu zeigen: US Soldaten kommen nach Afghanistan um dort Heroin zu rauchen. Natürlich werden sie dabei gestört. Mit einer Panzerfaust, was denn sonst? Sofort wird der grenzdebile Höhlenwächter eingepackt und in ein Gefängnis verschleppt. Hier muss man sogar sagen, dass Jerzy Skolimowski (Regie) doch etwas weiter recherchiert hatte: es soll tatsächlich einen Pendanten zu Guantanamo in Osteuropa geben, aber diese wissensbehaftete Diskussion ist der Film nicht wert. Wie auch immer, so weit kommt die Kolonne nicht...

Ein Wildschwein-Paar steht auf der Strasse und weiss die Richtung zur örtlichen Suhle nicht, bis der erste Wagen der Kette stehen bleibt. Der Zweite kippt deswegen aber gleich eine Klippe herunter. Warum hier keine Explosion die Nacht erhellt, wird mir als ironisch stolzes Rädchen im Michael Bay Mechanismus nicht klar. Aber auch ohne Feuer kann Mohammed in einen Busch purzeln und, wie David Copperfield, seine Handschellen magisch öffnen.

Kurz nach der Befreiung, findet der unfreiwillige Asylant gleich eine Knarre, kurz später steigt er in eine Bärenfalle. Klischeegemäß lässt sich diese nach dem Zuschnappen nicht mehr öffnen (deswegen sind die Dinger so teuer). Er zieht seinen blutigen Fuß, unbeschadet, aus seinem Schuh und geht weiter zum Canyoning. Weil seine Abendgarderobe nass geworden ist, beschafft er sich ein modisches Outfit ganz in weiss, schließlich soll in der Nähe die Sensation Afterhour stattfinden. Um nicht ganz in der Menge unterzugehen, zieht Gallo schwarze Fuß- und Handschuhe, sowie ein schwarzes Shirt an.

Kulturreisen in fremde Länder:
Die (nah-)osteuropäische Freetek-Szene ist sogar für den erfahrenen Gallo zu viel.
(Alternativtitel: Gallo kann nicht schlafen wenn Gott mit ihm spricht...)

Wie holt man sich im winterlichen Wald denn Nahrung? Gallo macht es gekonnt vor: er riecht den Ameisenhaufen und schnappt sich eine Wochenportion. Nachdem er sich den Magen mit dem ergiebigen Nahrungswunder der Natur vollgeschlagen hat, packt er sich noch ein paar Viecher in die Tasche um auch die nächsten Wochen sorgenfrei durch die Pampa ziehen zu können. Leider piesackt der intensive Geschmack und so muss Baumrinde zur Abrundung goutiert werden.

An seiner nächsten Station findet er ein Forst-Taxi. Ein LKW beladen mit abgesägten Bäumen, fährt in Richtung -Achtung Logik- weiterer Baumfällarbeiten; nicht zu einem Holzbearbeiter. Gelangweilt legt er sich hin, um eine Lektion in Sachen Wahrscheinlichkeit zu erfahren. Irgendwo im Wald wird ein Baum gefällt, der zufällig auf ihm landet. Aber keine Angst, die Verletzung ist so geringfügig, dass der Baumschneider, der ihm aus der misslichen Lage befreit, mit dessen eigener Kettensäge zerteilt werden kann. Dank stellt man sich anders vor.
Die Erkundung unbekannter Terrortories im vollen Gallo-pp:
Um die Strapazen des Ausritts unbeschadet zu überstehen "tankt" Gallo seine Ego-Reserven mit frischem Pferdeblut auf.
Da wundert es nicht wenn selbst der stolzeste Stallion auf einmal hengstlich dreinschaut...
Wald, Schnee, Wald, Schnee, Vogelbeere! Die Chance sich ein wenig abzudichten und etwas Farbe in die Monochrome Landschaft zu bringen. Siehe da, schon fliesst ein bunter Batman Umhang durch den Fluss. Der Effekt ist so Bombe, dass er gleich zum nächsten Strauch eilt und ordentlich nachlegt. Als ein früherer Begleiter, ein Hund den er nicht gänzlich uneigennützig aus einer Bärenfalle befreit hat (die zufällig doch ganz einfach geöffnet werden konnte), auftaucht und sich optisch vervielfacht, wird es dem Propheten doch zu krass und er holt sich frischen Fisch zum nüchtern werden.

Was nun folgt, halte ich für die wertvollste Szene am ganzen Film. Wer sich noch an Brown Bunny erinnern kann, weiss, dass Chloe Sevigny zum echten Blowjob (nebenbei auch zur Beziehung mit Gallo) getrieben wurde. Wie das funktioniert, zeigt uns Essential Killing auf ungeschönte, gleichzeitig wirksame Weise: Mohammed sieht eine dicke Säuferin auf dem Fahrrad umhercruisen und umfallen. Als sie ein Kind aus der Westentasche zieht und anfängt es zu säugen, wird Gallo gallig. Mit gezogener Waffe, stolziert er auf die Frau zu und "überredet" sie zum Ausschank. Er saugt, simultan mit dem Säugling, an den Titten, bis die Nippel hart werden, die Milch leer wird und der Alkohol blank durchfließt. Ja sogar bis die Frau leergesaugt und der Brust beraubt stirbt.
Eine solch lüsterne Begierde und ein so konsequentes Manöver -bis zum bitteren Ende- hat man selten gesehen. Als er erkennt, dass sie gar nicht geil war, flüchtet er ohne in ihren Taschen nach einem Apfel zu suchen.

Manische Milchmänner wissen was gut ist:
Selbstgemolken schmeckt am Besten!

Wurde früher im Wald noch vergewaltigt, so ist heute die Muttermilch das Ziel der galloesken Perversion. Mit hervorgehaltener Gallone wird eine Gallone Calcium zügig selbstgezapft...

Beschämt legt er sich in eine Ecke und probiert den Winterschlaf aus. Allerdings erkennt er nichts Gutes daran und geht weiter zur nächsten Hütte. Die Hausbesetzerin läd ihn ein, wärmt ihn auf, versorgt ihn mit Medizin und verpflegt seine Wunden. Die Gemeinsamkeiten sind unglaublich wahrscheinlich: beide können nicht sprechen. Als die Hausbesetzerin, ihr Gallogochi geheilt hat, sattelt sie ihm ein schimmliges Transportmittel und Gallo piert weiter Richtung Mekka. Doch Vincent ist undankbar: einer Größe wie ihm steht mindestens ein Snowmobil zu. Er holt tief aus, kotzt das Vehikel an und ist in der letzten Szene nicht einmal mehr auf dem Pferd zu sehen...



Wer ist Vincent Gallo?
Nun gut, der Film wurde aufgearbeitet. Nachdem dessen Hülle analysiert worden ist, kommt es nun zum wesentlichen Teil, dem Inhalt, bzw. zu Herrn Gallo Gallilei. Ein Egoman, wie nicht mal Al Pacino in Scarface schauspielern konnte. Ein solch derber Galloman, dass mir die Gallo hochkommt. Ungalloblich.
Als der Galloniseur (Regisseur der den Film mit Gallo veredelt) Jerzy Skolimowski einen Polit-Thriller aufziehen wollte und blöderweise den Gallier unter Vertrag nahm, verschenkte der Film sein Potential und degenerierte zur madigen One-Man-Show. Die steten Einfälle oder Einwände des Regisseurs, schlug Escortallo mit seinem Glied nieder. Um Skolimoswki doch noch bei Laune zu halten, damit seine Selbstverherrlichung fortzufeiern, ließ Gallo nach den Drehtagen den Schnapps in Gallonen fließen. Dies führte zu Logiklöchern, Islam-Klischees und der legendär bizarren Milchmädchen Szene.

Die Galoschen, die Vincent den Film über trug, sind nun verschollen und haben den Status des Bernstein-Zimmers. Zwar wird erzählt, dass Gallo die Schuhe dem ähnlich gesinnten Egozentriker Gaddafi für seine anstehende Reise gesponsert hat, doch ist es wahrscheinlicher, dass Quentin Tarrantino sie unterschlagen hat. Für Hinweise wären wir sehr dankbar.

Die Freuden eines großen Mannes:
Als Vincent Gallo die Zusage für den Main Actor erhielt, war sogar Jesus aus dem Häuschen.

Wer den Film für die Filmfestspiele in Venedig vorgeschlagen hat ist nicht klar - hingegen scheint es offensichtlich, dass der Vater des Sprechkäses, vor dem Ego des Magnus Vincentus eingeknickt ist. Die Performance des einsamen Wanderers -oder das Kokain des Schauspielers- muss so intensiv gewirkt haben, dass neuerdings auch 1 1/2 Stunden (minderwertiges) Kino ohne Dialog, mit irgendwelchen Preisen gekürt werden. Wahrscheinlich hat Tarrantino nur Ratschläge für das Verhalten mit bzw. Maßnahmen gegen Frauen erhalten und wollte sich dankbar zeigen. Insofern scheint mir die Verleihung sogar gerechtfertigt - schließlich werden Filmpreise für Kreativität verliehen.



DIAGNOSE:
Groß angekündigt, viel gehyped und letztendlich total verkackt. Der Film bot politisch hoch brisantes Material, dass aber in Vincent Gallo's Selbstverherrlichung total unterging. Nicht mal der übrig gebliebene cineastische Rest, welcher übrigens eine interessante Rambo Alternative abgegeben hätte, wurde sauber ausgearbeitet. Statt dessen dominieren dumme Zufälle und Logiklöcher das Geschehen. Hier sollte sich der Zuschauer nicht vor verliehenen Preisen und erkauften Meinungen leiten lassen. Bei bestehendem Interesse sollte der geneigte Fan lieber ein Gallo Poster kaufen, den Schauspieler als begleitende Hostess mieten (50.000 $) oder einfach dessen Zigarettenmarke rauchen.

Alles in allem ist der Film ein totaler Reinfall und verdient nicht mal die Weltreise als DVD.